inhaltliche Erläuterungen
 

Entwicklung der Anzahl klimatologischer Kenntage in der Zukunft 2015 (Umweltatlas)

Als "klimatologischer Kenntag" wird ein Tag bezeichnet, an dem ein festgelegter Schwellenwert eines meteorologischen Parameters erreicht oder überschritten wird. Im Kontext mit dem Thema Stadtklima sind vor allem die folgenden Kenntage relevant, da sie eng mit dem Auftreten bioklimatischer Belastungen in Siedlungsräumen verknüpft sind:

  • Sommertage (Maximumtemperatur ≥ 25 °C)
  • Hitzetage (Maximumtemperatur ≥ 30 °C)
  • Tropennächte (Minimumtemperatur ≥ 20 °C)

Die langjährigen Messungen von Klimaparametern zeigen im Sommerhalbjahr für die verschiedenen Messstandorte im Stadtgebiet eine charakteristische Verteilung der Minimum- und Maximumtemperaturen. Die Verteilung spiegelt das unterschiedliche Wärmeverhalten der Stadt wider, das sich aus den verschiedenen Nutzungsstrukturen aber auch aus der Lage eines Standortes innerhalb des Stadtgebietes als Ganzes ergibt. Die räumliche Lage innerhalb der Stadt bestimmt so bei sonst vergleichbarer Nutzung inwieweit ein Standort von der kühleren Umgebung profitieren kann oder im Einfluss überwärmter angrenzender Stadtteile steht. Eine Freifläche im Einfluss der städtischen Wärmeinsel wird einen geringeren Tagesgang zeigen als eine vergleichbare Fläche außerhalb der Stadt. Da das absolute Niveau der sommerlichen Temperatur in erster Linie von der vorherrschenden Wetterlage bestimmt wird und nur eine Modifikation durch die Lage des Standortes im Stadtgebiet erfolgt, lassen sich auf Grundlage der charakteristischen Temperaturdifferenzen Rückschlüsse von den gemessenen Temperaturen eines Standortes auf das Niveau an einem anderen Standort ziehen.

Das Überschreiten festgelegter Werte der Tagesminima bzw. -maxima bestimmen das Auftreten der sogenannten Kenntage. Da gerade die Tagesextrema und ebenso die zeitgleich gemessenen Temperaturdifferenzen der Stationen untereinander eine charakteristische Verteilung zeigen, kann durch Kenntnis der Temperaturdifferenz zu einem Referenzstandort ermittelt werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es auch dort zum Überschreiten der Schwellenwerte kommt. Bei Kenntnis der Häufigkeiten der Kenntage pro Jahr an einem Referenzstandort können somit die Häufigkeiten an einem anderen Standort abgeschätzt werden.

Die charakteristische flächendeckende Verteilung der sommerlichen Minimum- und Maximumtemperaturen in Berlin und Umland wurde bereits im EFRE Projekt 027 („Gis-gestützte Modellierung von stadtklimatisch relevanten Kenngrößen auf der Basis hochaufgelöster Gebäude- und Vegetationsdaten“) modelltechnisch simuliert, statistisch ausgewertet und bezogen auf die sommerlichen Kenntage als eigenständiges Thema veröffentlicht (Umweltatlaskarte 04.10.6: Anzahl meteorologischer Kenntage im Mittel der Jahre 2001-2010).
Auf der Basis dieser Daten und weiterer Auswertungen langjähriger Zeitreihen an den Stationen Dahlem, Tempelhof, Tegel und Alexanderplatz wurde eine Verteilung der Kenntage im langjährigen Durchschnitt der Jahre 1981-2010 ermittelt.

Als Ausgangsdaten für das zukünftige Stadtklima werden die im Rahmen des WETTREG2010 Szenarios A1B ermittelten Zeitreihen der Lufttemperatur an den Messstationen im Stadtgebiet verwendet. Analog zur Analysesituation 1981-2010, in der die 30jährigen Zeitreihen der Messstationen ausgewertet wurden, werden für eine Prognose der zukünftigen Entwicklung jeweils die 30jährigen Zeitreihen der WETTREG2010-Prognosen für die Bezugsperioden 2011-2040 und 2041-2070 ausgewertet. Das Vorgehen setzt voraus, dass die im Rahmen der Modellsimulationen ermittelten relativen Temperaturdifferenzen der einzelnen Stadtstrukturen auch in Zukunft mehr oder weniger erhalten bleiben. Für beide Bezugsperioden ist diese grundlegende Annahme durch die anzunehmende fortschreitende städtebauliche Entwicklung letztlich sehr unwahrscheinlich, aber aufgrund der fehlenden Kenntnisse über Umfang und Ausmaß zukünftiger baulicher bzw. grünplanerischer Entwicklungen hier nicht zu umgehen. Insbesondere bei der Bewertung der Unterschiede in den prognostizierten absoluten Werten und ihrer zeitlichen Entwicklung sind diese möglichen Einflußfaktoren zu berücksichtigen.

In den drei Themenkarten werden ebenenbezogen folgende Informationen dargestellt:

  • mittlere jährliche Anzahl der Tage pro Raster (10 m x 10 m) für die Zeiträume 2011-2040 sowie 2041-2070
  • mittlere jährliche Anzahl der Tage pro Block(teil)fläche für die Zeiträume 2011-2040 sowie 2041-2070
  • Zunahme der jährlichen Anzahl der Tage pro Block(teil)fläche im Vergleich 1981-2010 gegenüber 2011-2040 bzw. 2041-2070.
Ausführliche Informationen finden Sie in Kürze in den Begleittexten der im Digitalen Umweltatlas Berlin veröffentlichten Karten zum Thema 04.12.1 - 3 Klimamodell Berlin - Entwicklung der Anzahl der Sommertage/Hitzetage/Tropennächte in der Zukunft 2015 (Ausgabe 2016).