Forstliche Standorteinheiten

Die Karte "Forstliche Standorteinheiten" gibt Auskunft über Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit von Waldböden. Grundlage für die Darstellung ist die Systematik der forstlichen Standortkartierung für das ostdeutsche Tiefland nach Kopp & Schwanecke (1994).

Für die Flächen der Berliner Forsten stammen die vorliegenden Kartierergebnisse aus unterschiedlichen Kartierzeiträumen mit teils voneinander abweichenden Verfahren. Der größte Teil der Kartierarbeiten fand im Zeitraum um 1990 statt. Diese Daten lagen aufgrund der damaligen Zuordnung der Flächen der Berliner Forsten zu unterschiedlichen Forstbetrieben bzw. Betriebsteilen in unterschiedlichen Formaten vor. Die vorliegende Karte enthält nur die wesentlichen Basisinformationen, die aufgrund der nur sehr langfristigen Veränderung dieser Standorteigenschaften auch heute noch als valide betrachtet werden können.

Alle Flächen im ehemaligen Westteil der Stadt wurden ebenfalls um 1990 kartiert, allerdings mit einem aufgrund der schlechten Zugänglichkeit von Verfahrensanleitungen in einem modifizierten Verfahren (SenStadtUm 1991). Insgesamt führten diese Modifikationen aufgrund der unzureichenden Einbeziehung von Oberbodeneigenschaften generell zu einer leichten Unterschätzung der Standortsgüte.

Die Prüfung, Korrektur und Ergänzung der bestehenden forstlichen Lokalbodenformen erfolgte in Zusammenarbeit mit und durch umfangreiche Unterstützung durch Herrn Dr. Kühn vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR), Herrn Konopatzky vom Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) und Herrn Dr. Thelemann von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin (SenUVK), Referat Boden- und Altlastensanierung, Bodenschutz, sowie auf Basis der Forstlichen Legendeneinheiten zur Vorläufigen Standortkarte der Wälder Ostberlins (1991), der Standortkarte des Forstbetriebes Berlin (Ost) (1992) sowie der Standortserkundungsanleitung SEA 95 (2013). Dabei wurden die Zuweisung zwischen Kürzel und Klarnamen für die auf den Flächen der Berliner Forsten vorkommenden Feinbodenformen vorgenommen.

Die folgenden Erläuterungen dienen der besseren Verständlichkeit der Karteninformationen auch für Personen, die mit der Systematik der forstlichen Standorterkundung nicht vertraut sind.

Standorterkundung

Der Boden dient als Lebensgrundlage und Lebensraum für Tiere, Bodenorganismen, Menschen und Pflanzen und damit auch für den Wald. Die Standorterkundung erfüllt die Aufgabe, die Bodeneigenschaften zu charakterisieren und Managementmaßnahmen auf diese Bedingungen abzustimmen. Das Ergebnis der Standorterkundung ist die Darstellungen von Standorteigenschaften auf Karten.

Da die Standorteigenschaften (abiotische und biotische Faktoren) von Standort zu Standort sehr variieren können, wurde jeder Faktor separat aufgenommen (Standorts- und Vegetationsanalyse) und erst am Ende der Untersuchung zu Standortformen zusammengefasst. Mit dem Begriff Standortform wird die Vereinigung von Einzelarealen mit ähnlichen Standortseigenschaften bezeichnet, die durch gleiche Entstehungsweise und die gleiche geoökologischen Eigenschaften charakterisiert werden. Die Standortform setzt sich aus den Standortelementen Boden, Grund- und Stauwasserform und Relief zusammen. Standortsmerkmale der Lage (Exposition, Wuchsbezirk Höhenlage usw.), des Bodens (Bodentyp, Ausgangsgestein usw.), des Klimas (Temperatur, Niederschlag usw.) und der Vegetation (Wuchsleistung, usw.) beeinflussen die Ausprägung der Standortselemente.

Die Darstellung in der Karte beschränkt sich auf die Standortformengruppe (Erläuterung s. u.).

Böden im Untersuchungsgebiet

Die im Berliner Raum vorkommenden Böden entstanden während und nach der letzten Eiszeit. Unterschiedliche Ausgangsmaterialien sowie Vermischung und Verlagerung durch Gletscher, Schmelzwässer und Wind führen zu standortspezifischen Unterschieden. Durch diese Prozesse entwickelten sich unterschiedliche Bodentypen mit charakteristischem Profilaufbau und spezifischen physikalischen und chemischen Eigenschaften. Ihre Ertragsfähigkeit reicht von extrem nährstoffarm bis zu sehr fruchtbar.

Standortkarten

Die vorliegende Karte enthält die folgenden Legendensymbole. Wegen der besseren Lesbarkeit erfahren nur die in Berlin vorkommenden Standortformen eine farbige Ausprägung.

Standortformen:

Die Verschlüsselung erfolgt in einem 2- bzw. 3-ziffrigen System.

Der erste Buchstabe in einem 3-ziffrigen Schlüssel dient der groben Zuordnung zu den Feuchtestufen des Bodens:

Die Feuchtestufen werden mit den Buchstaben T, W, N, M, A, O, und Ü beschrieben. Das Kürzel T für die terrestrischen Standorte wird generell weggelassen, sodass bei den 2-ziffrigen Schlüsseln generell von einer Einstufung in die Wasserhaushaltsstufe T auszugehen ist. Die Klassifizierung wird aus dem Einfluss des Grund- und Stauwassers hergeleitet, das regelmäßig bei den Kartierungen mit erfasst wird.

Feuchtestufen:

TTerrestrische Standorte / Unvernässte Standorte (nicht von Grund-oder Stauwasser beeinflusst).
WWechselfeuchte Standorte (Merkmalsspektrum der Pseudogleye). Flach oder mäßig tief sitzende Staunässe mit ausgeprägtem periodischem Wechsel zwischen Vernässung und Austrocknung.
NMineralische Grundwasserstandorte mit Dauerfeuchte (Merkmalsspektrum der Gleye). Das Grundwasser hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Vegetation.
OOrganische Nassstandorte, hierunter fallen auch Moore.
ÜÜberflutungsstandorte, Auenstandorte.

Der Folgebuchstabe gibt Aussagen zur Nährstoffversorgung:

Die Nährkraftstufe wird durch die Humusform sowie die bodenchemischen Parameter pH und C/P und C/N Gehalte ermittelt.

Die Nährstoffversorgung wird in 5 Stufen geteilt, die die Standorte in einem Spektrum von reich bis arm klassifizieren.

Durch ein + Zeichen wird eine vergleichsweise bessere Nährstoffversorgung gekennzeichnet.

Beispielhaft werden Standorte durch folgende Parameter charakterisiert:

Nährkraftstufen:

Rreichfreier Kalk im oberen Meter des Bodens, hohe Basensättigung im Oberboden und bester Humuszustand
Kkräftigobere Meter sind bereits entkalkt, aber Kalk oberhalb von 2 Meter Bodentiefe. Meistens mittlere Sättigung in Oberboden und noch günstige Humusformen
MmittelMineralkräftige Sand- Braunerden, tiefreichend verbraunte Standorte und Kolluvien
Zziemlich armStandorte mit Grobsandschichten oder mehr als 1 cm mächtige Lehm- und Schluffbänder in den Unterboden
Aarmzwei Meter mächtige Dünensanddecke, Magnesium arm -und meist kalkarm

Die letzte Ziffer des Schlüssels kennzeichnet die Wasserhaushaltsstufen, gibt also Auskunft darüber, ob von einer trockenen oder nassen Ausprägung des jeweiligen Bodentyps auszugehen ist. Die Wasserhaushaltsstufen werden wie folgt klassifiziert.

Wasserhaushaltsstufen:

1frisch, grundfrisch
2mäßig trocken/trocken
3sehr trocken

Aus der Kombination der drei Hauptmerkmale Feuchtestufe, Nährkraftstufe und Wasserhaushaltsstufe ergibt sich die Legende der Karte der forstlichen Standortseinheiten.

Sachdaten

Über die Sachdatenabfrage sind neben der Stamm-Feuchtestufe und der Stamm-Nährkraftstufe auch die Feinbodenformen mit Angaben zu ihren mittleren Eigenschaften abrufbar, soweit diese aufgenommen wurden bzw. zuordenbar waren. In Westberlin wurden die Feinbodenformen nicht kartiert. Der Name und die Eigenschaften der Feinbodenformen wurden aus den Legenden zur Forstlichen Standortskarte der Betriebsteile:

Im Falle fehlender Datengrundlagen sind die vorhandenen Stamm-Standortformengruppen und Feinbodenformenkürzel keiner Feinbodenform zugeordnet und das Feld der Feinbodenform wird somit entsprechend freigelassen.

Die vorhandenen Feinbodenformen weisen einen sehr regionalen Charakter auf. Um diese mit Daten aus anderen Bundesländern vergleichbar und allgemeinverständlich zu machen, wurden sie von Herrn Dr. Kühn vom LBGR in Zusammenarbeit mit Herrn Konopatzky vom LFB sowie Herrn Dr. Thelemann von der SenUVK unter Berücksichtigung der Stau- und Grundwasserstufen in Bodenformen der Bodenkundlichen Kartieranleitung KA5 (2005) übersetzt.

Für 20 beschriebene Feinbodenformen konnte keine KA5-konforme Übersetzung vorgenommen werden. Dies ist unter anderem mit fehlenden Daten, Eingabefehlern oder Unleserlichkeit der analogen Karten im Zuge der Digitalisierung zu erklären. Die gebildete KA5-Kürzel wurden zum besseren Verständnis von Herrn Dr. Thelemann von der SenUVK sowie Frau Haag (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Referat Geodateninfrastruktur, Umweltatlas) auf Grundlage der KA5 in Klarnamen übersetzt (siehe technische Beschreibung der Sachdaten) und zu Bodenformen zusammengefasst.

Quellenhinweise