Stadtentwicklungsplan (StEP) Wirtschaft 2030: Räumliches Leitbild
Das Räumliche Leitbild greift jene Leitlinien auf, die sich räumlich ausprägen und in einem Plan darstellen lassen. Es trifft also Aussagen zur Verortung von Zielen und zur räumlichen Entwicklung der Wirtschaft in Berlin. Auch ausgewählte Wirkungszusammenhänge mit dem Umland werden betrachtet. Der Großteil der Verortungen ist - im Sinne struktureller Aussagen zur Entwicklung - grob gehalten und nicht flächenscharf zu verstehen.
Gewerbliche Bauflächen sichern und entwickeln
Um den Wirtschafts- und Industriestandort Berlin zu stärken, spielt die Kulisse der gewerblichen Bauflächen im FNP eine tragende Rolle.
Weil in der wachsenden Stadt die Nutzungskonkurrenzen zunehmen, ist eins der wichtigsten Ziele des StEP Wirtschaft 2030, die gewerblichen
Bauflächen aktiv zu sichern. Die Kulisse der gewerblichen Baufläche im FNP soll - bei sorgfältiger Abwägung der
verschiedenen Nutzungsanforderungen - weitgehend erhalten werden.
Flächenpotenziale entwickeln
Auf vielen Flächen der gewerblichen Bauflächenkulisse finden sich noch ungenutzte oder anderweitig genutzte Areale. Das
können einzelne Grundstücke oder Grundstücksteile sein. Manche dieser Flächen sind am Markt verfügbar.
Für einen Großteil müssen jedoch erst die Voraussetzungen geschaffen werden, um sie aktivieren zu können.
Derlei Flächen mit größeren aktivierbaren und gesamtstädtisch herausragenden Potenzialen zeigt das räumliche Leitbild
Wirtschaft 2030. Sie finden sich an den Standorten:
Um der Nachfrage nach gewerblichen Flächen heute und in Zukunft nachkommen zu können, müssen große wie kleine Flächenpotenziale mit Nachdruck aktiviert werden. Ein weiterer Ansatz ist, die Flächeneffizienz zu steigern. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Potenziale zur Verdichtung: Das reicht von einer höheren baulichen Dichte bis zur Bebauung nicht effizient genutzter Lager- und Stellplatzflächen.
Produktionsschwerpunkte stärken
Berlin verfügt aufgrund seiner Industriegeschichte über größere Standorte, in denen auch Nutzungen mit störenden Emissionen möglich sind.
Diese Nutzungen sind nicht nur für die Versorgung der Stadt notwendig. Sie spielen auch in der Wertschöpfungskette des Wirtschaftsgefüges eine
wichtige Rolle. Im räumlichen Leitbild Wirtschaft 2030 sind vier große, zusammenhängende, historisch gewachsene Bereiche mit industrieller
Nutzung dargestellt, die als Produktionsschwerpunkte gestärkt werden sollen. Sie liegen in Lichtenberg und Marzahn, in Marienfelde,
Spandau und Reinickendorf. Diese Gewerbe- und Industriestandorte sollen gesichert, ihre Weiterentwicklung gewährleistet und gestärkt werden.
Über diese vier großen Schwerpunkte hinaus gibt es weitere Standorte in Berlin, die durch Produktion charakterisiert und zu stärken und zu sichern sind:
die Gebiete des Entwicklungskonzepts für den produktionsgeprägten Bereich.
Vorteilslagen Flughafen BER
Der Flughafen BER im Süden Berlins wird in seinem Umfeld und auf den Achsen zur Berliner Innenstadt zu starkem Wachstum führen. Diese Lagen sind im
räumlichen Leitbild als Vorteilslagen Flughafen BER bezeichnet. In den Gebieten der Vorteilslage Flughafen BER entlang des Adlergestells und der BAB 113
wird neben klassischem Gewerbe auch Büronutzung planerisch zu steuern sein. Ein weiterer Raum, für dessen wirtschaftliche Entwicklung der Flughafen große
Bedeutung haben wird, ist die Achse entlang der Bundesstraßen B 96 und B 101 in Marienfelde und Tempelhof. Diesen Produktionsschwerpunkt (siehe oben) zu sichern,
zu entwickeln und zu qualifizieren, ist ein gesamtstädtisches Ziel.
Zukunftsorte entwickeln, um Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen
Wichtiger Impulsgeber für die Berliner Wirtschaft ist die Wissenschaft. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat Zukunftsorte definiert,
an denen Netzwerkstrukturen zwischen Wirtschaft, Forschung und Technologieeinrichtungen aufgebaut oder gestärkt und ausgebaut werden sollen. Unterstützt
wird dies unter anderem durch eine Geschäftsstelle der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Das räumliche Leitbild Wirtschaft 2030 stellt
elf Zukunftsorte dar, die für die weitere Entwicklung der Berliner Wirtschaft wichtig sind:
Wirtschaftsnutzungen außerhalb der gewerblichen Bauflächen
Das räumliche Leitbild zeigt mehr als die gewerblichen Bauflächen des FNP. Weil sich Flächennutzung und -nachfrage weiter diversifizieren, trifft es auch
Aussagen zu einzelnen Nutzungen, die für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins eine besondere Herausforderung sind und zugleich große Chancen bieten.
Es handelt sich um Büronutzungen, innenstadtaffines Gewerbe und Kunstproduktion.
Eignungsraum Büronutzung in gemischten/urbanen Lagen
Mit dem Wachstum der Stadt hat die Nachfrage nach Büroraum angezogen. Deshalb erweitert der StEP Wirtschaft 2030 seinen Blick auch auf diese Nutzung.
Von Büronutzungen und sonstigen Dienstleistungen gehen Impulse für die gewerbliche Entwicklung aus, die es zu nutzen gilt. Im Plan ist eine Kategorie
"Eignungsraum Büronutzung in gemischten/urbanen Lagen" dargestellt. Das sind vornehmlich Flächen in der Innenstadt, künftig aber auch stärker entlang
des S-Bahnrings und dort vor allem an den Bahnkreuzen. Wie die Innenstadt sind diese Lagen gut erschlossen. Von Belang ist vor allem die Erreichbarkeit
mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ziel der Stadtentwicklungsplanung ist es, das Neubauvolumen, das in Berlin im Bürobereich realisiert wird, etwas
ausgeglichener zu verteilen. Daher soll sich der Anteil der äußeren Stadt am Büroneubauvolumen von 20 auf 30 Prozent erhöhen. Dabei sollen Büros in
der lebendigen durchmischten Stadt aber nur eine Nutzung unter anderen sein.
Berliner Mischung in der inneren Stadt erhalten
Als Folge der zunehmenden Flächennachfrage und -knappheit steigen die Boden- und Mietpreise. Das spüren vor allem weniger
zahlungsfähige gewerbliche Nutzungen. Etabliertes Gewerbe wird durch Wohnen, vor allem aber durch andere gewerbliche Nutzungen verdrängt, die die steigenden
Boden- und Mietpreise eher tragen können. Die Gefahr der Verdrängung nimmt zu. Das gilt vor allem für gewerblich geprägte Mischgebiete der inneren Stadt.
Die sehr geringen gewerblichen Flächenpotenziale in der inneren Stadt werden kaum ausreichen, den künftigen Bedarf an diesen Standorten zu befriedigen.
Die Berliner Mischung aus Wohnen und Arbeiten im Interesse einer verbrauchernahen Versorgung als Teil der Daseinsvorsorge zu sichern, macht deshalb planerische,
liegenschaftspolitische und Managementansätze erforderlich.
Dem innenstadtaffinen Gewerbe zusätzliche Flächenangebote machen
Innenstadtaffines Gewerbe ist der Teil des Handwerks und Kleingewerbes, der die räumliche Nähe zu seinen Kunden und Kundinnen in der Innenstadt sucht.
Vermutlich hat die Entwicklung des Grundstücksmarkts in den letzten Jahre dazu geführt hat, dass eine gewisse Zahl dieser Betriebe von ihren
Standorten verdrängt wurden. (Zahlen liegen dazu nicht vor, und im Rahmen des StEP Wirtschaft 2030 kann ein Nachweis darüber nicht erbracht werden.)
Das städtebaulich-planerische und auch das Rechtsinstrumentarium, um solche Verdrängungsprozesse zu steuern und zu verhindern, ist begrenzt. Daher gilt es,
für die betroffenen Betriebe Angebote zu schaffen. Das räumliche Leitbild Wirtschaft 2030 zeigt deshalb Vorzugsräume für zusätzliche
Flächenangebote für innenstadtaffines Gewerbe. Diese Räume als Angebote der wirtschaftlichen Daseinsvorsorge sind verkehrlich gut erschlossen,
liegen in der Nähe dichter Siedlungsgebiete und können so dazu beitragen, motorisierten Individualverkehr zu vermeiden. Konkrete Standorte sind
unter anderem so zu wählen, dass es nicht zu Konflikten mit schutzbedürftigen Nutzungen kommt. In diesen Räumen sollen Gewerbehöfe entstehen,
deren Entwicklung das Land unterstützen wird. Um die Flächen effizient zu nutzen, soll hier Gewerbe gestapelt werden.
Der Kunstproduktion mehr Flächen bieten
Auch in der Kunstproduktion sind Verdrängungsprozesse zu beobachten. Deshalb soll auch hier ein weitergehendes, kostengünstiges Angebot geschaffen werden.
Unter Kunstproduktion sind künstlerisch-schöpferische Tätigkeiten zu verstehen, die der Produktion von Gewerbebetrieben entsprechen und je nach Sparte
unter Umständen ein lärmrobustes Umfeld verlangen. Dabei handelt es sich um Arbeitsräume unterschiedlicher Kunstsparten, in denen Kunstwerke hergestellt
werden oder künstlerischen Tätigkeiten nachgegangen wird. Nicht darunter fallen kunstnahe oder künstlerische Freizeitnutzungen wie Galerien,
Ausstellungsräume oder Eventlocations, die mit Publikumsverkehr verbunden sind. Sie sollen vorzugsweise in dafür zulässigen (lärmrobusten)
Baugebieten wie den städtischen Zentren angesiedelt werden.
Das räumliche Leitbild Wirtschaft 2030 zeigt Vorzugsräume für zusätzliche Standorte, die sich für die Kunstproduktion eignen. Diese Vorzugsräume
weisen - oft in Kombination - auf:
Verflechtung mit dem Umland stärken
Die Wirtschaftsregion endet nicht an der Landesgrenze. Der Wirtschaftsstandort Berlin ist vielfach mit dem Umland verflochten. Diese Verflechtungen
gilt es weiter auszugestalten. Verflechtungen auf der verkehrlichen, flächenbezogenen oder organisatorischen Ebene sollen ihren räumlichen Niederschlag
vor allem entlang der Achsen zwischen wirtschaftlichen Schwerpunkträumen der Stadt und des Umlands finden. Dazu gehören:
Infrastruktur verbessern
Berlin bietet dank seiner Infrastruktur gute Voraussetzungen für eine starke wirtschaftliche Entwicklung. Im räumlichen Leitbild Wirtschaft 2030
sind als wirtschaftsnahe Infrastruktur dargestellt: die Messe Berlin, der Flughafen BER, die Güterverkehrszentren (GVZ), geplante und bestehende
Güterverkehrssubzentren (GVSZ), die Fernbahnhöfe, Häfen und wichtige Verkehrswege. Zur Verbesserung der Infrastruktur zählt auch der Ausbau der
Breitbandtechnologie, der sich jedoch nicht im Plan verorten lässt.
Ausgesprochen wichtig für die Entwicklung der Gewerbeflächen ist es, die Verkehrswege weiter auszubauen. Deshalb übernimmt das räumliche Leitbild
einige Trassen nachrichtlich aus dem FNP: die Verlängerung der BAB 100, eine übergeordnete Straßenverbindung mit den beiden Abschnitten Verkehrslösung
Späthsfelde (an der BAB 113) und Verkehrslösung Baumschulenweg (als Anschluss an die Minna-Todenhagen-Straße), die Tangentiale Verbindung Ost und die
Verkehrserschließung Blankenburg (im Nordosten Berlins).